Die Mobilität von morgen birgt ungeahnte Möglichkeiten für das Interior Design des Automobils. Hier erklärt Michael Mauer, Leiter des Bereichs Konzern-Design der Volkswagen AG, worin die große neue Freiheit des Innenraums liegt. Und zeigt, wie wir ihn nutzen können.
Wenn uns in gar nicht so ferner Zukunft Elektromotoren antreiben und hochintelligente Assistenzsysteme das Fahren, Navigieren sowie den optimalen Verkehrsfluss für uns organisieren, heißt das nicht nur, dass unser Unterwegssein sauberer, stressfreier und sicherer sein wird. Es bedeutet auch eine echte Revolution für uns Gestalter: Bislang haben wir innerhalb der Möglichkeiten der Technik gearbeitet, nun bekommen wir eine Technik der völlig neuen Möglichkeiten.
Der Innenraum, bislang weitgehend vom Exterior Design geprägt, wird plötzlich zum mehr oder minder frei bespielbaren Lebensraum. Das heißt auch: Autos werden künftig von innen nach außen konzipiert.
Im Volkswagen Konzern arbeiten wir voller Elan an dieser Zukunft. Das Konzern-Design ist dabei eine treibende Kraft. Wir werden die Technik der Möglichkeiten intensiv und sehr kreativ nutzen. Das Straßenbild der Zukunft wird noch vielfältiger. Noch bunter. Noch emotionaler. Aber sehen Sie selbst. Auf den folgenden Seiten zeige und erläutere ich Ihnen einige unserer jüngsten Entwürfe.
„Das Reisen in naher Zukunft wird traumhaft entspannt sein. In dieses Campmobil steigen Sie abends ein, essen gemeinsam, schlafen sich aus und werden morgens zum Frühstück mit bester Laune an Ihrem Zielort geweckt.“
„Wer nicht mehr eigenhändig fährt, hat ungleich mehr Zeit für sich selbst. Der Fahrer wird zum Passagier, das Auto zum zweiten Zuhause. Oder eben zur Work-out-Area, wie in diesem Beispiel.“
„Wir denken viel darüber nach, wie ein künftiges Fahrzeug für die junge Familie aussehen kann. Warum sollte – heute undenkbar – zum Beispiel ein Kind nicht vorne sitzen? Vor den Eltern, mit der besten Sicht nach draußen, sozusagen auf dem Logenplatz? Es ist ja vollkommen gefahrlos, denn das Auto fährt autonom und damit sicher unfallfrei.“
„Ohne Verbrennungsmotor und Getriebe, ohne Tank und Abgasanlage gewinnen
wir Autodesigner schier unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten. Geteilte Mobilität birgt ungeahntes Freizeitpotenzial, ein ganzes Universum neuer Ideen entsteht. Stellen Sie sich vor, Sie können spontan wählen, ob Sie Ihre Fahrt ins Büro im Wiener Café, in der Pizzeria oder in einer italienischen Bar verbringen. Klingt utopisch, wird aber schon bald alltäglich sein.“
„Die Außenhülle im Auto der Zukunft ist eine 360-Grad- Leinwand zur freien Erlebnisverfügung. Wenn Ihr Kind sich langweilt, verwandeln sich die Fenster in Aquarien, oder die Autos der Umgebung werden zu lebendigen Sauriern – Augmented Reality sei Dank.“
„Bislang war unsere Kreativität von Sicherheitskriterien gerahmt. Windschutzscheibe, A-Säule, Knautschzonen, feste Sitze, Gurte – all das fällt künftig weg. Verglaste Abteile bieten nur mehr Schutz gegen Wind, Regen, Hitze oder Kälte. Die Sitzpositionen erleichtern den Blickkontakt mit Ihrem Gegenüber.“
„Am Anfang war jedes Auto ein Unikat. Nun sind wir wieder auf diesem Weg. Wir können etwa Sitzreihen nach unseren Bedürfnissen maßschneidern. Als modulare Systeme lassen sie sich flexibel umgestalten – je nach Personenzahl, Situation und Gusto. Denn was ist ein E-Auto am Ende des Tages? Ein schlichtes Skateboard, mit einer Batterie in der Mitte, einem Kompaktantrieb vorn und vier Rädern an den Seiten. Damit können wir arbeiten, in ganz neuer Freiheit.“
Michael Mauer, 55
studierte von 1982 bis 1986 Automobildesign an der Fachhochschule Pforzheim. Nach ersten Stationen bei Mercedes-Benz und Saab übernahm er 2004 die Leitung des Designbereichs der Porsche AG. Seit Ende 2015 leitet er den Bereich Konzern-Design der Volkswagen AG.